Vom Überblick zum Detail
Trainingsplanung.
Lukas Höllrigl, im Olympiazentrum Innsbruck für Training und Leistungsdiagnostik zuständig, betreut neben Spitzensportlerinnen und -sportlern einiger Sportarten u.a. auch die ÖSB-Kaderschützinnen Nadine Ungerank, Olivia Hofmann und Rebecca Köck. Die Erstellung und permanente Reflexion von Trainingsplänen sind die Basis seiner Arbeit mit den Athletinnen und Athleten und der Grundstein auf dem Weg zum Erfolg.
Seit jeher strebt der Leistungssport nach Struktur im individuellen und erweiterten organisatorischen Rahmen um Leistungen punktgenau abrufen zu können und so die bestmögliche Performance am „Tag X“ zeigen zu können. So wurden einzelne Trainingseinheiten bereits in den 50er-Jahren von der Tschechoslowakischen Lauflegende Emil Zátopek erstmalig in Intervalle gegliedert, eine erste strukturierte Trainingseinheit im Ausdauertraining, das „Intervalltraining“, war geboren. Des Weiteren wurden erste längerfristige Trainingszyklen in der Planwirtschaft der ehemaligen UdSSR eingeführt. Lew Matwejew war hier die treibende Persönlichkeit und gilt somit als Begründer der Periodisierung im Sport. Es wurde vor allem in Olympiazyklen geplant, um für olympische Spiele in Höchstform zu sein.
Rahmentrainingsplan und Leistungsdiagnostik
Mittlerweile verfolgt eine Trainingsplanung natürlich weit mehr Ziele als im Vier-Jahres-Rhythmus in Topform zu sein. So wird von Trainerinnen und Trainern versucht die sportliche Entwicklung der Athletinnen und Athleten über verschiedene Zeiträume zu strukturieren. Eine Ausgangsbasis bietet hier der Rahmentrainingsplan der jeweiligen Sportarten: In diesem wird die langfristige Leistungsentwicklung vom Kindes- bis ins Höchstleistungsalter strukturiert und vorgegeben. Im Idealfall werden Rahmentrainingspläne von den jeweiligen Sportverbänden erstellt und den Trainerinnen und Trainern der einzelnen Leistungs- und Altersklassen zur Verfügung gestellt. In den Rahmentrainingsplänen werden Trainingsinhalte, Methoden sowie Umfänge und viele weitere Kennziffern definiert. Diese trainingssteuernden Größen sollten in der betreffenden Entwicklungsstufe eine definierte Ausprägung erreichen. Dies wird fortlaufend mittels Leistungsdiagnostiken und Trainingsanalysen überprüft.
Hier wird natürlich ersichtlich, dass eine lückenlose Leistungsdiagnostik für die Überwachung des Trainingsfortschrittes unerlässlich ist. Diese muss in spezieller Form für die Schützin und den Schützen am Schießstand, aber natürlich auch in allgemeiner sportmotorischer Form durchgeführt werden. Durch diese Vorgehensweise kann gewährleistet werden, dass Nachwuchssportlerinnen und Nachwuchssportler in den Entwicklungsstufen der Kaderpyramide nicht „durch den Rost fallen“ und sich auf dem richtigen langfristigen Weg befinden.
Das Trainingsziel in der Trainingsplanung
Es kann also festgehalten werden, dass jede Trainingsplanung mit einem Abgleich des aktuellen Leistungsniveaus mit dem Trainingsziel beginnt. Darauffolgend muss der lange Weg ans Trainingsziel in immer kleiner werdende Teilschritte heruntergebrochen werden. Man spricht von Trainingsperioden. Diese Perioden sind definiert durch die Trainingsinhalte, Umfänge, Intensitäten, aber auch Trainingsziele. Eine wichtige Aufgabe von Trainerinnen und Trainern hierbei ist es, die Realisierbarkeit der gewünschten Entwicklung im jeweiligen Zeitraum genauer zu betrachten und realistisch zu bewerten. Wenn beispielsweise unrealistisch hohe Ziele von den Athletinnen und Athleten verfolgt werden, sind Enttäuschungen vorprogrammiert, was der Motivation natürlich kaum zweckdienlich erscheint. Hier wird deutlich, dass wir uns in einem dynamischen Prozess befinden, welcher sich ständig kreislaufartig wiederholt.
Um sich jedoch nicht in zeitlich zu weit entfernten Trainingszielen zu verlieren, ist es unerlässlich, dass die Planung mit der groben Jahresplanung beginnt und immer kürzer werdend mit der einzelnen Trainingseinheit endet. Nur so kann der sprichwörtliche „große Berg“ vor dem man sich befindet in überschaubare Etappen heruntergebrochen werden. Mittlerweile werden diese Prozesse, auch am Olympiazentrum in Innsbruck, über fortschrittliche Softwaretools abgewickelt und auch überwacht.
Planung und Improvisation
Zusätzlich müssen in der modernen Trainingsplanung aber auch individuelle Gegebenheiten der Sportlerinnen und Sportler Berücksichtigung finden. So sollten beispielsweise schulisch belastende Phasen von Nachwuchssportlerinnen und -sportlern in der Trainingsplanung Berücksichtigung finden. Während des Trainingsprozesses wird dann laufend auf aktuelle Entwicklungen wie Krankheiten, Verletzungen oder sonstige unvorhersehbare Ereignisse Rücksicht genommen, wobei der ursprüngliche Plan als „roter Faden“ immer wieder die Richtung vorgibt. Eine solide Planung ist also die Grundlage für eine erfolgsversprechende Improvisation.
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Lukas Höllrigl, MSc
Auszug aus dem ÖSB-Verbandsmagazin 10,9
www.schuetzenbund.at