Spitzenplatz für Oblasser

Flora Oblasser belegt beim Lead-Weltcup auf Bali den starken sechsten Platz.

Nach einer durchwachsenen Qualifikation und einer starken Vorstellung im Halbfinale zeigt die 17-jährige Tirolerin auch im Finale der besten acht Athletinnen auf.

Nach Qualifikationsplatz 23 fand Flora Oblasser im Semifinale am Sonntag wieder zu ihrer alten Stärke zurück. Die 17-jährige Tirolerin ging als eine der ersten Athletinnen an den Start und erreichte 38 Griffe. Danach begann das lange Warten, was die gezeigte Leistung wert war – Athletin um Athletin konnte die von Oblasser aufgestellte Marke nicht erreichen. Letztendlich schaffte sie als Semifinalfünfte souverän den Sprung in das Finale der besten Acht.

„Flora ist im Semifinale richtig stark geklettert. Nachdem sie sehr früh an der Reihe war, konnten wir es am Anfang noch nicht richtig einschätzen, was ihre Performance wert war. Sie hat bis zum Schluss locker und frisch gewirkt, war aber am Ende nicht restlos zufrieden. Man hat gesehen, wie gut ihre Form ist. Es wäre sicherlich noch etwas mehr drinnen gewesen – und genau das hat sie für das Finale zusätzlich motiviert“, berichtet KVÖ-Coach Fabian Leu.

Und in dieser Tonart sollte es dann auch im Finale weitergehen, auch wenn der harmlosen Route der letzte Pep gefehlt hat und Kraftausdauer gefragt war. „Ich bin heute richtig happy, wie ich geklettert bin. Ich habe alles aus mir herausholen können. Es gibt von meiner Seite aus heute nicht viel auszusetzen. Die Stimmung war beim Wettkampf richtig cool – so kann es gerne weitergehen“, sagt Oblasser, die mit einem 360-Hangler auch für eine spektakuläre Showeinlage sorgte.

In dieselbe Kerbe schlägt auch der KVÖ-Coach: „Flora hat ihr Ziel voll erreicht. Sie konnte in der Finalroute zeigen, was sie draufhat, ist ans Limit gegangen und hat wertvolle Erkenntnisse gesammelt, wie nah sie bereits an der Weltspitze ist. Mit dem sechsten Platz erzielt Flora ihr zweitbestes Weltcup-Ergebnis – ein starkes Zeichen und eine klare Motivation, weiter anzugreifen.“

Der Sieg in einem spannenden Wettkampf ging an Erin McNeice (GBR), die nach Platz eins im Semifinale auch im Finale mit einem Top den Angriff der Koreanerin Chaehyun Seo, die ebenfalls das Top erreichen konnte, abwehren konnte. Platz drei sicherte sich mit 45 Griffen die Japanerin Ai Mori.

Weniger zufrieden zeigte sich hingegen Mattea Pötzi, die nach Platz 24 im Semifinale mit ihrer Performance haderte: „Das war heute leider eine große Enttäuschung. Ich habe die Stelle komplett falsch besichtigt und mich nicht schnell genug umgestellt – und zack, dann war es auch schon vorbei. Aber ich fühle mich eigentlich ganz fit, und jetzt heißt es: trainieren für das nächste Highlight, den Weltcup in Innsbruck.“ Leu ergänzt: „Auch wenn der Wettkampf für Mattea heute enttäuschend war – den Formcheck bei den ersten zwei Weltcups hat sie definitiv bestanden. In den nächsten Wochen werden wir noch einen intensiven Trainingsblock einlegen, damit sie dann in Innsbruck hoffentlich wieder so richtig loslegen kann.“

© Austria Climbing // Foto: IFSC/Kazushige Nakajima

Plank gewinnt Paraclimbing-ÖSTM

In der Kategorie RP2 bei den Frauen ist Jasmin Plank einmal mehr das Maß der Dinge.

Die Tirolerin wird zur österreichischen Staatsmeisterin im Paraclimbing gekürt und holt sich damit wichtiges Selbstvertrauen zum Saisonbeginn.

Nach der Premiere im Vorjahr wurden die Gewinner*innen im Paraclimbing bereits zum zweiten Mal zu österreichischen Staatsmeister*innen gekürt. Während sich die Favorit:innen in der Kletterhalle Marswiese keine Blöße gaben, konnten einige Athlet:innen positiv überraschen. Knapp einen Monat vor dem ersten Paraclimbing-Weltcup in Salt Lake City (USA), der vom 20. bis 21. Mai 2025 über die Bühne gehen wird, gab es einen ersten großen Formcheck und viele wertvolle Erkenntnisse.

„Für mich war das heute eine richtige Standortbestimmung – vor allem, was Spastik und Ausdauer betrifft. Die Routen haben mir echt nichts geschenkt, aber genau das hat’s für mich so wertvoll gemacht. Von daher bin ich sehr zufrieden“, bilanziert Plank und ergänzt: „Michi (Anm.: Öckher) und sein Team haben erneut großartige Arbeit geleistet – die Routensetzer:innen haben spannende und durchdachte Routen geschaffen, die perfekt auf unsere Bedürfnisse abgestimmt waren. Morgen haben wir noch einen Trainingstag, dann wartet ein kurzer Osterurlaub, bevor es um den Feinschliff für Salt Lake City geht.“

© Austria Climbing // Foto: KVÖ

Dreifacher Medaillenerfolg für Österreichs Kletter-Asse

Österreichs Kletterer zeigen eine starke Teamleistung bei den Military Winter World Games in Luzern (SUI).

Mit drei Medaillen und mehreren Finaleinzügen unterstreichen sie ihre internationale Klasse.

Zugsführer Jessica Pilz holte in Wädenswil die Silbermedaille im Vorstieg. Die Heeressportlerin kletterte im Finale bis ans Top und muss sich nur aufgrund der schlechteren Qualifikationsleistung der Slowenin Sara Copar geschlagen geben. „Die Finalroute war sehr taktisch und herausfordernd. Ich bin mit meiner Leistung extrem zufrieden“, so die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin.

Knapp dahinter belegte Teamkollegin Gefreiter Mattea Pötzi Rang drei und jubelte über die Bronzemedaille. Mit Platz acht von Rekrutin Magdalena Kompein wurde die großartige Leistung des rot-weiß-roten Teams im Vorstieg komplettiert.

Im Bouldern jubelte Nicolai Užnik über die Bronzemedaille. Im Finale holte der Kärntner 44,8 Punkte und landete damit hinter Mejdi Schalck (FRA) und Anze Peharc (SLO) auf Platz drei.

Julian Wimmer erreichte ebenfalls das Finale und wurde mit 10,0 Punkten Sechster. Bei den Damen schafften es mit Lea Kempf und Johanna Färber zwei KVÖ-Athletinnen ins Finale und landeten auf den Rängen vier und fünf.

Im Speed-Bewerb scheiterte Kevin Amon im Viertelfinale am späteren Bronzemedaillengewinner Kostiantyn Pavlenko (UKR).

© Austria Climbing // Foto: Vladek Zumr / CISM Military World Winter Games

Kempf gewinnt ÖSTM

Premierensieg bei den Boulder-Staatsmeisterschaften für Lea Kempf.

Die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Bouldern stehen ganz im Zeichen der „Next Generation“. Mit Lea Kempf und Raffael Gruber jubeln in Klagenfurt zwei Youngsters über ihre ersten Boulder-Staatsmeistertitel.

Am Samstag (Qualifikation) und Sonntag (Semifinals, Finals) waren im Klettern alle Augen auf das Boulderama Klagenfurt gerichtet. Mit Jakob Schubert und Jessica Pilz fehlten die beiden Olympia-Bronzemedaillengewinner*innen, das Titel-Rennen war somit offen wie lange nicht. Bei den Damen setzte sich Lea Kempf in einem packenden und hochkarätigen Finale knapp durch. Die 20-jährige Vorarlbergerin erreichte auf den vier Final-Bouldern zwei Tops und zwei Zonen – 69,2 Punkte erhielt sie aufgrund der Anzahl der Versuche dafür.

Nur 0,2 Zähler dahinter landete Johanna Färber auf Rang zwei, Sandra Lettner um einen weiteren Zehntelpunkt dahinter auf Platz drei. Flora Oblasser, Siegerin des Semifinals, war im Finale als letzte Athletin an der Reihe. Die 17-jährige Tirolerin benötigte das Top für den Sieg, war mehrmals am letzten Griff dran, konnte ihn aber nicht halten. Mit 68,5 Punkten belegte sie schließlich Rang vier.

„Ich weiß gar nicht, was passiert ist“, zeigte sich Kempf nach dem Triumph sprachlos. „Staatsmeisterin wollte ich immer einmal werden, jetzt ist es mir tatsächlich gelungen. Es ist ein sehr cooles Gefühl.“

© Austria Climbing // Foto: KVÖ/Lanzanasto

Erfolgserlebnis für Pötzi

Bestes Ergebnis bei einem Großevent für Mattea Pötzi.

Im Lead-Bewerb der Kletter-EM in Villars zeigt Mattea Pötzi mit dem Finaleinzug auf und holt mit Rang sechs ihr bestes Ergebnis bei einem Großereignis.

Bereits im Halbfinale spielte Pötzi, die in der laufenden Saison drei Top-10-Plätze und ihren ersten Podestplatz im Weltcup holen konnte, ihre Klasse aus. Mit 38+ Griffen zog sie als Sechste ins Finale der Top-8 ein. „Das Ziel war es, ins Finale zu klettern. Das habe ich erreicht, damit darf ich nicht unzufrieden sein“, sagt die 24-jährige Kärntnerin.

Im Finale lautete das Motto: Voller Angriff. Auf der kniffeligen Finalroute fand Pötzi jedoch nicht ganz optimal hinein und musste nach 31+ Griffen von der Wand. Das reichte am Ende für Rang sechs – ihr bestes Ergebnis bei einem Großevent in der allgemeinen Klasse. Der Sieg ging an die Italienerin Laura Rogora, die mit 45 Griffen vor Ievgeniia Kazbekova (UKR/39+) und Lynn Van der Meer (NED/38+) Gold holte.

„Im Finale konnte ich nicht alles herausholen, insgeheim habe ich mir etwas mehr erhofft“, war Pötzi nicht ganz zufrieden, konnte jedoch auch viel Positives aus der Schweiz mitnehmen. „Das motiviert mich umso mehr, in den nächsten Bewerben alles zu geben.“ Eva-Maria Hammelmüller belegte Rang 13, Julia Fišer hatte das Halbfinale als 25. haarscharf verpasst.

Die EM in Villars endete damit ohne rot-weiß-rote Medaille. Auch, weil Jessica Pilz und Jakob Schubert nach den Olympischen Spielen eine Auszeit einlegen. „Die beiden Olympia-Bronzemedaillen überstrahlen die EM ganz klar. Einige Athlet:innen haben in dieser Saison andere Schwerpunkt gesetzt und die EM mitgenommen, Nicolai Užnik und Franziska Sterrer haben etwa die kräfteraubende Olympia-Qualifikation hinter sich“, analysiert KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm. „Zudem waren die jüngeren Athlet:innen gleichzeitig bei der Jugend-WM in China unterwegs, einige von ihnen hätten in Villars mit Sicherheit aufzeigen können.

© Austria Climbing // Foto: KVÖ/Pötzi

Emotionaler EM-Sieg für Plank

Jasmin Plank steht bei der Kletter-EM in Villars ganz oben am Podest und kann dieses dank Orthesen zum ersten Mal stehend betreten.

Bei der ersten Paraclimbing-EM der Geschichte räumten Österreichs Athlet*innen groß ab: drei der fünf Medaillen in Gold gingen an die KVÖ-Asse, eine davon an Jasmin Plank.

In der Kategorie RP2 der Damen war sie eine Klasse für sich. Die Tirolerin erreichte auf der Finalroute 48 Griffe und setzte sich damit klar vor der Norwegerin Fina Eivik (32 Griffe) durch. „Die Finalroute war cool, ich konnte fighten und es auch genießen“, jubelte Plank, deren größter Moment bei der Siegerehrung folgte. Dank Beinorthesen von Ottobock, die sie liebevoll „Tom und Jerry“ nennt, kann sie seit kurzem trotz ihrer Erkrankung (Hereditäre spastische Spinalparese, unvollständige Lähmung aller vier Extremitäten) wieder gehen. „Das war wahrscheinlich der größere Moment für mich als der Sieg an sich. Erstmals stehend am Podest die Nationalhymne zu hören, war überwältigend.“

© Austria Climbing // Foto: Stefanie Bayer

Pilz erfüllt sich Medaillen-Traum

Jessica Pilz jubelt mit Bronze über ihre erste Medaille bei Olympischen Spielen.

Einen Tag nach der Bronzemedaille von Jakob Schubert legt Jessica Pilz nach und holt bei den Olympischen Spielen in Paris das nächste Edelmetall.

Nach einer ansprechenden Boulder-Runde arbeitete sich die 27-Jährige im Vorstieg kontinuierlich nach vorne und jubelte am Ende eines spannenden Bewerbs über Bronze, Freudentränen und große Emotionen inklusive.

„Meine Lead-Route war richtig gut. Ich habe dann sofort zu den Coaches geschaut. Ich war mir nicht sicher, ob es gereicht hat. Ich hatte Angst, dass ich Vierte werde. Es ist ein unglaubliches Gefühl, dass es sich ausgegangen ist. Wir haben alle zusammen in den letzten Wochen und Monaten so viel investiert. Daher bin ich auch gleich zu den Coaches rüber gelaufen. Es ist einfach schön, dass man sich gemeinsam freuen kann – es sind einfach große Emotionen. Ein Wahnsinn, dass es so ausgegangen ist“, verrät Jessica Pilz, die sich wie Jakob Schubert von Platz sechs noch zu Bronze kämpfte.

Mit Platz sechs und 59,3 von 100 möglichen Punkten legte die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin im Boulder-Bewerb den wichtigen Grundstein im Kampf um Edelmetall. Die 27-Jährige legte im Le Bourget Sport Climbing Venue einen Auftakt nach Maß hin und holte an den ersten beiden Boulder jeweils das Top. Bei den Boulder drei und vier hatten alle acht Athletinnen so ihre Probleme. Am Ende erreichte Pilz jeweils die erste Zone und stockte damit ihr Punktekonto auf. Mit einem Rückstand von 0,4 Punkten auf Bronze ging es für das rot-weiß-rote Kletter-Ass in ihre Paradisziplin, den Vorstieg.

Während die 27-Jährige die Medaille in Tokio nach einer Fingerverletzung im Vorfeld nur hauchdünn verpasste, konnte Pilz in Paris nun endlich über ihre Olympia-Medaille jubeln – und sie glänzt in Bronze. Im Vorstieg drehte die in Innsbruck lebendende Niederösterreicherin auf, arbeitete sich auf der Überholspur zügig nach vorne und zeigte, dass sie im Vorstieg zu den besten Athletinnen der Welt gehört. Im Finale erreichte sie im Lead hinter der Japanerin Ai Mori die zweitgrößte Griffanzahl, mehr als Olympiasiegerin Janja Garnbret. Am Ende jubelte Pilz, die als vorletzte Athletin in die Route eingestiegen war, mit 147,4 über Olympia-Bronze. Die Slowenin Garnbret kletterte mit 168,5 Punkten nach Tokio zu ihrem zweiten Olympia-Gold. Die US-Amerikanerin Brooke Raboutou sicherte sich mit 156,0 Punkten Silber.

„Die Erleichterung ist sehr groß. Die letzten Wochen waren sehr stressig, man hat einfach immer den olympischen Wettkampf im Hinterkopf. Ich habe versucht, mich bestmöglich vorzubereiten, auch wenn nicht immer alles glatt gelaufen ist. Ich bin überglücklich, es ist ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Die Entscheidung, mich auf meine Paradedisziplin zu konzentrieren, damit ich hier viele Punkte hole, war definitiv richtig. Es fühlt sich wirklich gut an“, erklärt die zweifache Weltmeisterin Jessica Pilz.

KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm ergänzt strahlend: „Es ist unglaublich, ein absoluter Wahnsinn. Jessy hat so hart gearbeitet und war nach Platz sieben im Olympia-Bewerb in Tokio so enttäuscht. Dieser Moment ist sicherlich eine große Genugtuung. Wir haben so mitgefiebert und sie hat so unglaublich gut performt. Ihre Ausgangsposition nach dem Bouldern war sehr gut, aber der Druck und die maximale Anspannung machen das dann nicht immer einfach. Ich vergönne ihr diese Medaille von ganzem Herzen. Sie schafft es immer wieder auf dem Punkt fokussiert zu sein und voll abzuliefern. Für den heimischen Klettersport sind die Erfolge von Jessy und Jakob unbezahlbar.“

© Austria Climbing // Foto: GEPA pictures/ Patrick Steiner

Schubert jubelt über Olympia-Bronze

He did it again! Jakob Schubert gewinnt bei den Olympischen Spielen in Paris seine zweite Olympia-Medaille.

Der 33-jährige Tiroler krönt sich nach einer beeindruckenden Aufholjagd im Le Bourget Sport Climbing Venue mit Bronze.

Nach einer mittelmäßigen Boulder-Runde sorgte Jakob für ein Lead-Spektakel und krönte sich nach einer beeindruckenden Aufholjagd in seiner Paradedisziplin noch mit der Bronzemedaille.

„Im ersten Moment bin ich natürlich enttäuscht. Ich habe das Gefühl, dass mehr drinnen gewesen wäre. In der Boulder-Runde habe ich einige Punkte liegenlassen und war speziell beim zweiten Boulder knapp am Top dran. Besonders der physische Boulder, der normalerweise meine Stärke ist, ärgert mich. Ich habe mir da von der Schulter-Power heute schwergetan. Da habe ich wohl eine andere Medaille liegengelassen“, verrät Jakob Schubert.

Mit Platz fünf und 43,6 von 100 möglichen Punkten verlief die Boulder-Runde im Olympia-Finale für Schubert nicht nach Wunsch. Der sechsfache Weltmeister startete im Le Bourget Sport Climbing Venue standesgemäß und holte sich beim ersten Boulder das Top. Beim zweiten arbeitete sich der 33-jährige Tiroler mit viel Feingefühl nach oben, konnte das Top in der letzten Sekunde aber nicht festhalten. Dann kam Boulder drei: Schubert tat sich bei dem physischen Problem überraschend schwer, holte nur die erste Zone – diese wurde dem rot-weiß-roten Kletter-Ass nach einem Einspruch der Franzosen allerdings nachträglich aberkannt. Zum Abschluss sorgte Schubert mit 9,6 Punkten noch für Schadensbegrenzung und ging mit einem Rückstand von 19,5 Punkten auf Bronze in seine Paradisziplin, den Vorstieg.

Im Vorstieg drehte Schubert einmal mehr auf und zeigte, dass er in dieser Disziplin das Nonplusultra ist. Der Tiroler kletterte souverän und arbeitete sich Griff für Griff in der Olympia-Route (96 Punkte) nach oben und überholte im letzten Moment den US-Amerikaner Colin Duffy. Mit 139,4 Punkten war zu dem Zeitpunkt zumindest Bronze schon fix.

Der Brite Toby Roberts jubelte am Ende mit 155,2 Punkten über Olympia-Gold. Top-Favorit Sorato Anraku (JPN), der nach der Boulder-Runde noch auf Goldkurs gelegen war, konnte sich mit 145,4 Punkten über Silber freuen.

„Der Vorteil nach einer schlechten Boulder-Runde ist, dass man mit einem feinen Mindset in die Lead-Route gehen kann. Ich hatte nichts mehr zu verlieren und es war meine einzige Chance, voll abzuliefern. Ich bin gut in die Route eingestiegen, war schnell in einem super Flow. Die Route war nicht die größte Herausforderung. Ich bin froh, dass es für mich dann so gut gelaufen ist und ich noch eine Medaille gewinnen konnte“, so der zweifache Olympia-Bronzemedaillengewinner.

KVÖ-Nationaltrainerin Katharina Saurwein ergänzt: „Es war brutal spannend. Wir haben voll mitgefiebert und mitgerechnet. Es war unglaublich knapp. Jakob ist souverän und routiniert geklettert. Er hat nach einer mittelmäßigen Boulder-Runde noch das Optimum herausgeholt. Das spricht für ihn. Er hat sich diese Medaille wirklich verdient.“

© Austria Climbing // Foto: GEPA pictures/ Patrick Steiner

WC-Podest für Pötzi

Mattea Pötzi belohnt sich mit ihrem ersten Podestplatz im Weltcup.

Beim Kletterweltcup in Briançon (FRA) macht sich die Kärntnerin selbst das größte Geburtstagsgeschenk.

Die nun 24-Jährige bestätigte im Vorstieg ihre starke Form der letzten Wochen und beschenkte sich selbst mit ihrem ersten Top-3-Resultat im Weltcup. Pötzi musste sich im Finale mit 42+ Griffen nur der Japanerin Mei Kotake (49+) und der Italienerin Laura Rogora (45) geschlagen geben. Mit Flora Oblasser als achte schaffte es eine weitere KVÖ-Athletin erneut ins absolute Spitzenfeld.

„Einfach unglaublich. Es war ein richtig guter Wettkampf von mir und das Finale war etwas ganz Besonderes. Genau an seinem eigenen Geburtstag in einem Finale zu stehen und es dann noch das erste Mal aufs Podest zu schaffen, ist einfach unglaublich. Ich habe es einfach genossen. So richtig begreifen kann ich es noch nicht. Meine Leistung war gut, ich habe heute echt nicht viel aussetzen. Diesen Tag werde ich wohl nicht so schnell vergessen – es sind einfach sehr schöne Emotionen“, strahlt Pötzi.

© Austria Climbing // Foto: Jan Virt/IFSC

Schubert holt nächstes WM-Gold

Jakob Schubert holt sein nächstes WM-Gold und sichert sich ebenfalls ein Olympia-Ticket.

Er liefert und liefert und liefert! Die Rede ist von Jakob Schubert. Nach der Goldmedaille im Lead legt der 32-jährige Innsbrucker bei der Kletter-WM in Bern noch einen drauf und holt im Boulder & Lead Bewerb erneut Gold.

Im olympischen Format zeigte der Ausnahme-Kletterer einmal mehr seine Klasse, holte mit Gold sein bereits elftes WM-Edelmetall und sicherte sich nach Jessica Pilz auch frühzeitig das Ticket für die Olympischen Sommerspiele in Paris 2024.

Den Grundstein für Platz eins und das Olympia-Ticket legte Schubert bereits im Bouldern. Nach beeindruckenden vier Tops und 99,6 Punkten lag der Heeressportler zur Halbzeit auf Platz zwei – nur 0,1 Punkte hinter Leader Tomoa Narasaki (JPN) – und brachte sich in eine super Ausgangsposition. „Es ist unglaublich, wie es mir bei der WM aufgegangen ist und ich jetzt noch einen zweiten Titel mitnehmen kann. Ich habe gewusst, bei einer guten Boulder-Runde habe ich Chancen. Ich bin extrem gut reingestartet und habe gemerkt, dass den ersten Boulder neben mir nur Tomoa gemacht hat. Das hat mir einen unglaublichen Boost gegeben. Dann war ich drinnen und habe voll abgeliefert. Die Ausgangssituation war super, aber mental herausfordernd. Normalerweise kann ich von hinten angreifen, jetzt musste ich meine Position verteidigen“, erklärte Schubert.

Nach einer kurzen Pause folgte der entscheidende Lead-Teil, Schuberts Paradedisziplin. Der Olympia-Bronzemedaillengewinner zeigte einmal mehr eine starke Leistung, hielt seine Konkurrenten auf Distanz und konnte den Halbzeitführenden aus Japan noch in beeindruckender Manier überholen. Am Ende erreichte Schubert im Vorstieg 42 Griffe und krönte sich mit 183,6 Punkten zum verdienten Weltmeister. Silber ging am Ende an den US-Amerikaner Collin Duffy (160,7 Punkte), Bronze holte der Japaner Tomoa Narasaki (156,7 Punkte). Neben Edelmetall konnte sich das Trio auch über das Olympia-Ticket für Paris 2024 freuen.

„Ich bin froh, dass ich die Nerven so unter Kontrolle gehabt habe. Mir war bewusst, dass das eine perfekte Gelegenheit für mich ist, diese Chance wollte ich nutzen. Ich habe alles rausgeholt, auch wenn ich das Ende der Vorstiegs-Route etwas anders hätte klettern sollen. Der Titel bedeutet mir richtig viel. Ich bin einfach nur stolz, was ich in den letzten Jahren alles erreichen durfte und wie viele Goldmedaillen jetzt schon bei mir zu Hause hängen“, erzählte Schubert mit einem breiten Grinser.

Jakob Schubert ist kein Sportler, der lange um den heißen Brei herumredet oder sich hinter allgemeinen Floskeln versteckt. So war es wenig verwunderlich, dass die Ansage vor der Kletter-Weltmeisterschaft in Bern auch relativ klar formuliert wurde. Und der 32-jährige Innsbrucker hielt einmal mehr Wort, lieferte am Tag X wieder einmal in beeindruckender Manier wie ein Schweizer Uhrwerk ab und holte sich einen der drei Olympia-Spots: „Die Vorstiegs-Goldmedaille war großartig, war aber ein wichtiges Etappenziel für mich. Ich bin nach Bern gekommen und wollte bei der ersten Möglichkeit gleich das Ticket für die Olympischen Sommerspiele in Paris lösen. Ich bin megaglücklich, dass es jetzt auch so gekommen ist, ich meine Leistung in beiden Teilbewerben abliefern konnte und noch eine Goldmedaille nach Hause nehmen kann. Die Gewissheit, dass ich jetzt in Paris dabei sein werde, macht meine Jahresplanung nun um einiges einfacher. Jetzt will ich einfach den Moment genießen. Ich nehme ganz viele tolle Erinnerungen mit nach Hause und war von der Stimmung in der Halle mächtig beeindruckt. Unfassbar cool!“

© KVÖ // Foto: Lena Drapella/IFSC